MARKIERUNGEN UND NUMERIERUNGEN VON MEISSENER PORZELLAN®

Vor der endgültigen Einführung der blauen Schwertermarke wurden diverse Markierungen vorgenommen: Merkurstab- und Drachenmarken, pseudochinesische Marken.
Seit 1722 verwendete man die “Gekreuzten blauen Schwerter” als Markenzeichen.
Daneben gab es viele Kennzeichnungen:

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Johanneumsnummern:

Ab 1721 markierte man sämtliche Porzellane der Königlichen Sammlung im Japanischen Palais in Dresden mit eingeschliffenen, manchmal auch nur aufgemalten Zeichen. “Johanneumsnummer”, da die Sammlung im 19.Jahrhundert im Johanneum in Dresden (ein nach König Johann von Sachsen benanntes Gebäude) aufbewahrt wurde. (N= gefolgt von einer ein- bis dreistelligen arabischen Zahl)

Monogramm-Marken:

Ligatur aus A und R = Augustus Rex
Ligatur aus F und A = Kurfürst Friedrich August II. (1733)
K.P.M. = Königliche Porzellan-Manufaktur
M.P.M. = Meissener Porzellan-Manufaktur
K.P.F. = Königliche Porzellan-Fabrik
K.S.P.M. = Königlich Sächsische Porzellan-Manufaktur

Besitzermarken:

K.C.P.C. = Königlich-Churfürstliche Pillnitzer Conditorei
K.H.C. = Königliche Hof-Conditorei
K.H.C.W. = Königliche Hof-Conditorei Warschau
K.H.K. = Königliche Hof-Küche
K.H.K.W. = Königliche Hof-Küche Warschau
K.P.C. = Königliche Pillnitzer Conditorei
K.P.K. = Königliche Pillnitzer Küche
K.S.C. = Königliche Silber-Cammer
C.H.C. = Churfüstliche Hof-Conditorei
C.H.K. = Churfürstliche Hof-Küche
C.P.C. = Churfürstliche Pillnitzer Conditorei

Die „Gekreuzten Schwerter“:

Der erste Inspektor der Manufaktur, Johann Melchior Steinbrück unterbreitete 1722 den Vorschlag, die Kurschwerter aus dem sächsischen Kurwappen zur Kennzeichnung von Meissener Porzellan® zu verwenden. Die Schwertermarke ist einer der ältesten heute noch benutzten und bekanntesten Marke der Welt. Die gekreuzten Schwerter schrieben Markengeschichte. Die in Unterglasurblau gemalte Schwertermarke kommt in zahlreichen verschiedenen Formen und Größen vor. Auf rotem Steinzeug und später auf Biskuitporzellen presste man sie ein. Glasierte Porzellane tragen die blau gemalten Schwerter unter der Glasur auf der Objektunterseite. 

1722-1762:
Bei frühen Modellen blieb aus technischen Gründen die Unterseite des Sockels oder der Standfläche oft unglasiert. Der unglasierte Scherben bringt jedoch das Blau nur schwach zur Geltung, so dass gerade frühe Modelle oft keine oder nur eine undeutlich sichtbare Marke haben. Aus diesem Grund brachte man die Schwertermarke ab circa 1745-1750 hinten oder am unteren Sockelrand unter der Glasur an, meist in winzig kleinem Format und deshalb stark verlaufen.

1763-1823:
Häufig (aber nicht regelmäßig !) wurde von 1763-1773 den Schwertern zwischen den Griffen
Ein Punkt zugefügt. Unter der Direktion des Grafen Marcolini wurde den Schwertern ein Stern zwischen den Griffen zugefügt und es kam als Kennzeichnung der unglasierten Biskuitware die gestempelte oder eingeritzte Dreiecksmarke mit den Schwertern auf (manchmal mit einem Stern auf der Spitze). 1817-1824 fügten die Blaumaler den Schwertern römische Zahlen „I“ und „II“ hinzu (Zusammensetzung von Massen)

1824-1923:
In den Jahren 1824 bis circa 1850 wurden die Marken ziemlich nachlässig gemalt. Dieses Vierteljahrhundert wird deswegen als sogenannte „Schmierperiode“ bezeichnet. Diese meist relativ kleinen Schwerter aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind oft schwer von denen des 18. Jahrhunderts zu unterscheiden und werden gelegentlich mit den Marken der Zeit um 1730-1740 verwechselt. Um 1850 entstanden die Schwerter mit leicht geschwungenen Klingen und einem Punkt als Knauf an jedem Griffende (vom Handel als „Knauf-Schwerter“ bezeichnet).

Ab 1924:
Unter der Direktion von Max Adolf Pfeiffer, 1924-1934, trugen die Schwerter einen Punkt zwischen den Spitzen. 1945-1947 wurden die beiden Schwerter unten durch einen Bogen verbunden. Ab 1947 sind gleichmäßige und leicht nach innen gebogene Schwerter in Gebrauch.

„Zwiebelmuster“:
Um das unterglasurblaue Zwiebelmuster-Dekor der Manufaktur Meissen® von den vielen Nachahmungen, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts produziert wurden und heute noch werden, leicht unterscheidbar zu machen, werden seit 1888 die Schwerter im Dekor wiederholt.

Weißware:
Ab 1919 kennzeichnete man Weißware, die grundsätzlich keine farbige Dekoration erhalten sollte, mit einem Blindstempel: Schwerter über Schriftzug „weiß“

Unterglasurblaue Beizeichen am Rand der Unterseite ab 1950:

1951-1953 ein Punkt unterhalb der Schwertermarke
1953-1957 ein senkrechter Strich unterhalb der Schwertermarke
1957-1972 ein waagerechter Strich unterhalb der Schwertermarke
1972-1980 ein senkrechter Strich neben der Schwertermarke
Ab 1980 ein waagerechter Strich neben der Schwertermarke
Neben dem gekreuzten Schwerterpaar stehen diverse Kennzeichnungen von Pressmarken, 
Ritzmarken, Malernummern, Jubiläumsmarken und Sondersignets:

Bossierer-Nummer : 
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Eine maximal dreistellige arabische Zahl, die in die feuchte Masse gestempelt wird. 
Sie ist einem bestimmten Bossierer zugeordnet und dient der Produktionskontrolle.
Der Bossierer setzt die einzelnen Formstücke der Figur zusammen.



Jahreszeichen:
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Ab 1948 ist der Bossierer-Nummer ein Jahreszeichen zugefügt. Anfangs in geometrischer Form,  ab 1980 in alphabetischer Form, die Buchstaben I, Q, U, V, X, Y, Z wurden ausgelassen.
Für 1999 steht ein A und B. Seit 2000 sind unregelmäßige Buchstabenverbindungen angegeben. 


Form-Nummer (Modell-Nummer):

Das Kennzeichen, unter dem das Modell registriert ist. Die Nummer ist auf der Unterseite oder manchmal auch seitlich eingeprägt oder eingeritzt. Zu Beginn vergab die Manufaktur einstellige bis vierstellige Zahlen (1-3000),  ab 1764 in alphabetischer Reihenfolge (A 1 - Z 99),  ab 1851 folgte das zweite Alphabet (A 100 - Z 300),  (seit dem Buchstaben T unregelmäßig vergeben),  nach 1973 wurden alle Modellnummern durch eine fünfstellige arabische Zahl ersetzt (50001-99999), gegenwärtig benutzt die Manufaktur einen Code mit einer Buchstaben- Zahlenkombination (zum Beispiel : 90M36)
Achtung ! In allen Registern kommen Unregelmäßigkeiten und Veränderungen vor.
Einige Modelle wurden abgeändert oder gestrichen und die jeweilige Nummer wurde neu belegt. In einigen Fällen haben verschiedene Modelle dieselbe Formnummer.
Bei manuell geritzten alphabetischen Modell-Nummern kann es durch die alte Schreibweise 
leicht zu Verwechslungen einiger Buchstaben kommen (B und R, L und S, V und Y, H und X etc.)

Ab 1924 wurden die Modelle auswärtiger, vertraglich an die Manufaktur gebundener Künstler mit dem Buchstaben A und einer vierstelligen Zahl, beginnend mit A 1001 versehen, um sie von manufakturinternen entstandenen Modellen zu unterscheiden, die weiterhin mit der alten Ordnung registriert wurden. Diese Neuregelung erfolgte rückwirkend: Modelle, die vor 1924 angekauft worden waren und eine alte Nummer erhalten hatten, bekamen nun die neue A-Nummer mit vierstelliger Zahl. Es sind insgesamt 300 Modelle mit A-Nummern bekannt (A 1001 – A 1300). Aus diesem Grund kann es vorkommen, dass ein Modell im Laufe der Zeit vier verschiedene Form-Nummern erhalten hat, zum Beispiel: „Leuchter-Reiter“ von Gerhard Marcks, Modell-Jahr: 1919, Modell-Nummer:  F 272 (alte Form-Nummer, 1919-1923 und 1935-1972),  A 1010 (Pfeiffer-Zeit, 1924-1934),  79303 (neue Form-Nummer für Weißporzellan, ab 1973),  85006 (neue Form-Nummer für Böttgersteinzeug, ab 1973)

Massezeichen:
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Zeichen zur Angabe des Masseversatzes (Mischverhältnis der Rohstoffe für keramische Massen). Auf älteren Böttgersteinzeug–Stücken finden sich Masseangaben wie L 209, L 230 oder L 241. Die Modell-Nummer ist diesen Masseangaben ähnlich, sie sollte nicht mit den Massezeichen verwechselt werden !

Maler-Nummer (Staffierer-Nummer):

Eine maximal vierstellige arabische Zahl in Farbe auf der Unterseite aufgemalt. Sie ist einem bestimmten Maler persönlich zugeordnet und dient der Produktionskontrolle.
Ab 1973 bei Gefäßen unmittelbar neben der sechsstelligen Dekor-Nummer angeordnet, durch einen Schrägstrich von ihr getrennt. Einige frühe Blaumaler bezeichneten die Stücke mit ihren Initialen, manche mit zusätzlichen Punkten, Strichen und Zahlen.

Dekor-Nummer:

Die Dekor-Nummer ist bestimmten Malereien und Dekorationen zugeordnet.
Seit den 1970er Jahren eine sechsstellige arabische Zahl, durch einen Schrägstrich vor der Maler-Nummer getrennt, je nach Malerei-Art auf der Glasur oder in Unterglasurfarbe aufgetragen. Früher eine ein- bis maximal vierstellige arabische Zahl (gegebenenfalls mit Zusätzen aus Kleinbuchstaben).

Signaturen:

Ausgeschriebene Künstler- und Malersignaturen oder Monogramme auf Meissener Porzellan® sind im 18. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr selten. Später wurden namhafte Künstlermodelle häufiger mit dem Namen oder mit dem Monogramm des Künstlers, oft auch mit der Jahreszahl der Modell-Herstellung gekennzeichnet. Die Signatur oder das Monogramm wird in die arbeitsfeuchte Masse gestempelt. Die persönliche Malersignatur des Künstlers ist in Farbe (über oder unter Glasur) oder in Gold gezeichnet. 

Künstler-Monogramme: 

E. A. = Emmerich Andresen
E P B = Emil Paul Börner
VB ligiert = Volkmar Bretschneider
AE ligiert = Andreas Ehret
OF = Olaf Fieber
E. GR. = Ernst Grämer
AK ligiert = Alfred König
RS ligiert = Rudi Stolle
PS ligiert = Peter Strang
SW = Sabine Wachs
PW ligiert = Paul Walther
HW ligiert = Heinz Werner
ZP ligiert = Ludwig Zepner

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Urstücke: 

1918 wurde die Herstellung von Urstücken (Künstler-Exemplare) eingeführt. Urstücke tragen die Stempel-Marke „von 11 Urstücken Nr.“ gefolgt von einer geritzten Zahl, die die Nummer des Urstückes (1-11) anzeigt. Selten findet sich der Stempel „von 5 Urstücken Nr.“ gefolgt von der geritzten Zahl (1-5). Auf Böttgersteinzeug® gab es die Stempel-Marke „von 55 Ausformungen No.“ gefolgt von einer Zahl (1-55).

Jubiläumsmarken in Blau (unterglasur):

1710 - 1910: 200-Jahrfeier der Manufaktur Meissen®
1710 – 1960: 250-Jahrfeier der Manufaktur Meissen®
1982: Johann Friedrich Böttger zu seinem 300.Geburtstag
1739 – 1989: 250-Jahrfeier des Zwiebelmusters
2000: sechs verschiedene Sondermarken für die limitierte Edition „ZeitZeichen“

Unikate:

Ein Unikat entsteht in den künstlerischen Ateliers der Manufaktur Meissen® ohne Zuhilfenahme von Modellen und kann aus diesem Grund nicht in Serie produziert werden.
Unikate sind somit unwiederholbare Einzelstücke, signiert und mit einer Unikat-Nummer 
(fortlaufende Nummerierung innerhalb eines Jahres und der entsprechenden Jahreszahl)
versehen. Unikate gibt es in Meissen® seit 1982 offiziell im Sortiment.

Sondersignets in Gold (aufglasur):

1996: Johann Gregorius Höroldt zu seinem 300. Geburtstag mit Monogramm J. G. H.
1997: 275-Jahrfeier der blauen Schwertermarke (275 in Gold)
1999: Jahrhundertkollektion (drei verschlungene Ziffern 9 und Ziffer 1)
2002: Kollektion „Paar-Weise“ (zwei verschlungene Ziffern 2)
2004: Kollektion „Sinn-Bilder“ (stilisierte Akanthusblüten)
2006: Johann Joachim Kaendler zu seinem 300. Geburtstag mit Monogramm J. J. K.
2010: Jubiläumskollektion 300 Jahre Manufaktur Meissen®
(drei verschlungene Ziffern 300 mit C, Limitierungsnummer)
Seit 2005: Edition „Limitierte Meisterwerke“ (ligierte Buchstaben LM mit entsprechender Nummerierung)

Geschützte Wortmarken:

Seit 1919 Böttgersteinzeug®
Seit 1972 Meissen®
Seit 1985 Meissener Porzellan®

Schleifstriche:

Die verschiedenen Varianten und Handhabungen in diversen Perioden wurden in der Literatur 
unterschiedlich beschrieben. In der Regel gilt: 
- ein Schleifstrich für undekorierte weiß verkaufte Ware oder II. Wahl
- zwei Schleifstriche II. Wahl
- drei und vier Schleifstriche III. und IV. Wahl (wird nur an Manufaktur-Mitarbeiter verkauft)
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- fünf Schleifstriche oder zwei gekreuzte Schleifstriche
 für Stücke, die zum  Gebrauch in der Manufaktur bleiben